Die Verteilung klassischer Windows-Anwendungen über Microsoft Intune ist oft komplexer, als es auf den ersten Blick scheint – insbesondere wenn EXE-Installer, benutzerdefinierte Skripte oder proprietäre Setups im Spiel sind. Genau für diese Fälle hat Microsoft ein spezialisiertes Tool entwickelt, das zwar nicht jedem sofort ins Auge fällt, aber enormes Potenzial bietet. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf ein Werkzeug, das sich für viele IT-Administratoren längst als Standard etabliert hat – und zeigen, wie ihr es optimal einsetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- IntuneWinAppUtil ist das offizielle Microsoft-Tool, um klassische Win32-Anwendungen für die Bereitstellung über Intune vorzubereiten (.intunewin-Format).
- Das Tool lässt sich automatisieren, ist skriptfähig und kann in CI/CD-Prozesse eingebunden werden – ideal für größere IT-Umgebungen.
- LOB-Apps sind zwar einfacher zu deployen, bieten aber deutlich weniger Flexibilität als Win32-Pakete mit Detection Rules, benutzerdefinierten Befehlen und Update-Funktionalität.
- Grafische Oberflächen und Wrapper-Tools wie Win32ContentPrepToolGUI erleichtern den Einstieg, nutzen aber im Hintergrund dieselbe Logik wie das offizielle Tool.
1 Was ist IntuneWinAppUtil?
Das IntuneWinAppUtil, offiziell „Microsoft Win32 Content Prep Tool“, ist ein Command Line Tool von Microsoft, mit dem klassische Win32-Anwendungen für den Einsatz in Microsoft Intune vorbereitet werden können. Das Tool verpackt Installationsdateien (z. B. MSI, EXE oder Batch-Dateien) in ein speziell verschlüsseltes .intunewin-Format. Diese Datei kann anschließend in der Intune-Konsole hochgeladen und verteilt werden.
Ursprünglich entwickelt, um Lücken im App-Deployment über Intune zu schließen, bietet IntuneWinAppUtil eine Möglichkeit, auch komplexe Legacy-Apps oder firmenspezifische Anwendungen bereitzustellen – unabhängig davon, ob diese über einen klassischen Installer oder über ein Skript installiert werden.
Das Tool hat sich seit seiner Einführung als unverzichtbares Hilfsmittel für IT-Administratoren etabliert, die Windows-Anwendungen im modernen Endpoint Management zentral ausrollen möchten.
2 Was ist eine .intunewin‑Datei?
Eine .intunewin‑Datei ist ein speziell verpacktes Format, das Microsoft Intune zur Verteilung klassischer Windows-Anwendungen (Win32) verwendet. Das Microsoft Win32 Content Prep Tool (IntuneWinAppUtil.exe) komprimiert und verschlüsselt dabei sämtliche Installationsdateien sowie Metadaten – etwa Erkennungsregeln – in genau dieses Format. Die resultierende Datei enthält alles Notwendige, damit Intune die Anwendung zuverlässig installieren und überwachen kann.
Mit einer .intunewin‑Datei lässt sich sicherstellen, dass auch komplexe Installationspakete – inklusive mehrerer Dateien und benutzerdefinierter Installationsparameter – sauber und reproduzierbar über Intune ausgerollt werden können.
Warum ist das wichtig? Die Alternative wäre, eine Anwendung als sogenannte Line-of-Business App (LOB App) bereitzustellen – ein schneller, aber auch eingeschränkter Ansatz. LOB Apps unterstützen lediglich einfache MSI-Installationen ohne Abhängigkeiten, benutzerdefinierte Befehle oder Update-Logik. Sobald mehr Kontrolle, Flexibilität oder Automatisierung gefragt ist, stellt die Win32-Paketierung mit .intunewin den deutlich robusteren Weg dar.
3 Voraussetzungen für die Nutzung
Bevor man das IntuneWinAppUtil einsetzen kann, sollten einige grundlegende Voraussetzungen erfüllt sein – sowohl auf technischer Seite als auch in Bezug auf die Bereitstellungsstrategie.
Technische Voraussetzungen
- Betriebssystem: Windows 10 oder höher (empfohlen wird die Nutzung auf einem Admin-PC)
- .NET Framework: .NET Framework 4.7.2 oder neuer muss installiert sein
- Dateizugriff: Vollzugriff auf den Quellordner mit der Installationsdatei
- Zielverzeichnis: Ein leerer Ordner zur Ablage der erstellten .intunewin-Datei
Weitere Voraussetzungen
- Admin-Rechte: Für viele Installationspakete und das Deployment über Intune werden erhöhte Rechte benötigt.
- Microsoft Intune Zugriff: Ein gültiges Microsoft Intune-Abonnement sowie Adminrechte im Azure Active Directory
Tipp: Stellt sicher, dass der Quellordner und die Dateien keine Leerzeichen oder Umlaute im Pfad enthalten – das führt sonst häufig zu Konvertierungsfehlern. Mit diesen Voraussetzungen ist das Fundament gelegt, um Win32-Anwendungen erfolgreich in Intune zu integrieren.
4 Installation und Download
Das Tool IntuneWinAppUtil.exe wird offiziell von Microsoft über GitHub bereitgestellt und ist nicht Teil der Windows- oder Intune-Standardinstallation. Es handelt sich um ein leichtgewichtiges, portables Tool, das ohne Setup direkt ausgeführt werden kann.
Downloadquelle
Die aktuellste Version findet ihr auf dem offiziellen GitHub-Repository von Microsoft.
Nach dem Herunterladen der ZIP-Datei genügt es, diese zu entpacken. Die Anwendung kann anschließend direkt über die Eingabeaufforderung oder PowerShell gestartet werden.
GUI-Alternativen
Wer das Tool nicht per Kommandozeile bedienen möchte, kann auf alternative grafische Oberflächen zurückgreifen, etwa:
- Win32ContentPrepToolGUI
- IntuneWinAppUtil GUI Wrapper
- Tools wie SCConfigMgr oder Advanced Installer
Diese GUIs bieten insbesondere für Einsteiger eine nutzerfreundlichere Oberfläche und helfen dabei, häufige Eingabefehler zu vermeiden. Achtet darauf, immer die aktuellste Version zu verwenden – ältere Releases können zu Kompatibilitätsproblemen mit Intune führen.
5 Win32-App vorbereiten: Schritt-für-Schritt Anleitung
Das Verpacken einer Anwendung mit dem IntuneWinAppUtil ist relativ simpel, erfordert aber genaue Angaben zur Installationsdatei und deren Pfade. Hier findet ihr die typischen Schritte:
1. Tool starten
Navigiert über die Eingabeaufforderung (cmd.exe) oder PowerShell in das Verzeichnis, in dem sich IntuneWinAppUtil.exe befindet. Startet das Tool mit: IntuneWinAppUtil.exe
2. Abfrage beantworten
Das Tool fragt in der Reihenfolge folgende Parameter ab:
- Source folder: Verzeichnis, in dem sich die Setup-Dateien befinden
- Setup file: Der Name der Haupt-Installationsdatei (z. B. install.exe oder setup.msi)
- Output folder: Zielordner für die erstellte .intunewin-Datei
- Catalog folder: Optional – wird meist leer gelassen
3. Beispielaufruf
Alternativ könnt ihr den gesamten Befehl direkt mit Parametern aufrufen:
IntuneWinAppUtil.exe -c "C:\Install\7Zip" -s "7zSetup.exe" -o "C:\Output"
4. Ergebnis prüfen
Nach erfolgreichem Lauf erhaltet ihr eine .intunewin-Datei, die nun in Intune hochgeladen werden kann.
Nutzt für wiederholte Paketerstellung ein PowerShell-Skript mit dynamischen Pfadvariablen – das spart viel Zeit.
6 Parameter und Optionen im Überblick
Das IntuneWinAppUtil bietet mehrere Kommandozeilenparameter, die den Paketierungsprozess effizienter und automatisierbar machen. Hier sind die wichtigsten:
Beispiel für ein automatisiertes Packaging:
IntuneWinAppUtil.exe -c "C:\Installers\Notepad++" -s "npp.exe" -o "C:\IntunePackages" -q
Dieser Befehl erstellt das Intune-Paket im Hintergrund, ohne manuelle Eingabeaufforderungen. Für umfangreiche Paket-Deployments lohnt sich der Einsatz in CI/CD-Umgebungen mit PowerShell und GitHub Actions.
7 Upload und Zuweisung in Intune
Sobald die .intunewin-Datei erstellt ist, kannst du sie in der Intune-Verwaltungskonsole hochladen und den Geräten oder Benutzern zuweisen.
Schritt-für-Schritt Upload in Intune
- Intune öffnen: Microsoft Intune Admin Center → Apps > All apps > Add
- App-Typ auswählen: Wählt „Windows app (Win32)“ als Typ aus
- App-Paket hochladen: Ladet die .intunewin-Datei hoch
- App-Informationen eintragen: Titel, Beschreibung, Herausgeber etc.
- Installationsbefehle definieren: Z. B. install.exe /quiet, Optional auch Deinstallations- oder Rücksetz-Befehle
- Zuweisung vornehmen: Weist die App bestimmten Geräten, Gruppen oder Benutzern zu
- Detection Rules festlegen: Definiert Regeln, anhand derer Intune erkennt, ob die App bereits installiert ist (Mögliche Optionen: Dateipfad, MSI-Erkennung, Registry-Wert, Skript)
- Monitoring: Überwacht den Installationsstatus und mögliche Fehler im Intune Dashboard
Für wiederverwendbare Installationen empfiehlt es sich, benutzerdefinierte Anforderungen (z. B. Registry-Keys oder Dateipfade) im Reiter „Requirements“ zu definieren.
8 Best Practices und Stolperfallen
Auch wenn das IntuneWinAppUtil recht einfach zu bedienen ist, gibt es einige häufige Fehlerquellen und bewährte Vorgehensweisen, die du kennen solltest:
Best Practices
- Kurze Dateipfade verwenden: Lange oder verschachtelte Pfade können zu Packaging-Fehlern führen
- Installationsbefehl testen: Vorher lokal auf einem Testgerät ausführen, um Fehler zu vermeiden
- Konsistente Ordnerstruktur: Alle Setup-Dateien in einem dedizierten Verzeichnis sammeln
- Versionierung der Pakete: Paketnamen und Ausgabepfade klar benennen (z. B. „AppName_V1.0.intunewin“)
Häufige Stolperfallen
- Leerzeichen und Sonderzeichen im Dateipfad → führt oft zu „File not found“-Fehlern
- Falscher Pfad zur Setup-Datei → das Tool erkennt die Datei nicht oder bricht ab
- Fehlende Adminrechte beim Ausführen → kann zu unvollständigen Paketen führen
- Veraltete Tool-Version → inkompatibel mit aktuellen Intune-Funktionen
- Paketgröße nicht passend: max. 30 GB pro Win32-App
Verwendet ein dediziertes Verpackungsskript mit Logging-Funktion, um Pakete reproduzierbar zu erstellen und Fehler zu protokollieren.
9 Fazit und Empfehlungen
Das IntuneWinAppUtil ist der von Microsoft offiziell vorgesehene Weg, um klassische Win32-Anwendungen für die Bereitstellung über Microsoft Intune vorzubereiten. Es konvertiert Installationspakete in das erforderliche .intunewin-Format und bildet damit die technische Grundlage für das Deployment komplexer Anwendungen im Rahmen des modernen Endpoint Managements.
Dank seiner Kommandozeilenstruktur lässt sich das Tool effizient in Automatisierungsprozesse einbinden – etwa über PowerShell, GitHub Actions oder Azure DevOps. Für komfortablere Bedienung existieren ergänzende grafische Frontends und kommerzielle Tools, die auf das gleiche Zielformat hin arbeiten, jedoch meist intern ebenfalls auf das von Microsoft definierte Packaging-Verfahren setzen.
Wer IntuneWinAppUtil strategisch einsetzt, profitiert von reproduzierbarer Paketierung, klar strukturierten Deployments und hoher Flexibilität – insbesondere bei komplexen oder unternehmensspezifischen Setups. Kurz gesagt: Das Tool gehört zur Grundausstattung jedes Intune-Verantwortlichen, der mehr als nur einfache Standardpakete verwalten will.